Aktuelle Umfragen zu den Bürgerschaftswahlen in Bremen am 25. Mai 2003


 


Nachlese
Die kühnsten Alpträume
der Demoskopen sind
wahr geworden.


Alptraum für Demoskopen


Ultimatum von Henning Scherf:
Entweder die SPD bleibt
stärkste Partei
oder ich trete zurück
... und mache Platz
für Rot-Grün

Alptraum der CDU:
Die Wahlen
zu gewinnen
und in die
Opposition
zu gehen.


Alle möchten wissen, wie die Wahl ausgehen wird. Wird die große Koalition weitergeführt, wie CDU und SPD (jedenfalls Henning Scherf) es möchten? CDU und SPD kamen 1999 zusammen auf satte 80% und daran wird nicht viel ändern. Selbst fünf oder zehn Prozent weniger spielen da keine Rolle, und so "genau" sind Meinungsumfragen schon. Spannend wird die Sache erst, weil ein Teil der SPD lieber mit den Grünen zusammengehen möchte - wie schon 1999 und 1995 - aber Henning Scherf seine ganzes Gewicht in die Waagschale für die große Koalition warf und wirft. Da er den Rest der SPD um Kopfgröße überragt, hat er die Aufmüpfer bisher in Schach gehalten. Doch die SPD könnte diesmal wegen dem politischen Gegenwind aus Berlin Stimmen verlieren und die Wahlbeteiligung, die 1999 bei miesen 60% lag, könnte noch weiter in den Keller gehen. Das könnte die CDU nach oben spülen. So jedenfalls spekulieren die Auguren. In dieser Situation hat der populäre Henning Scherf den Bremern de facto ein Ultimatum mit folgendem Inhalt gestellt: "Wenn ihr mich weiter haben wollt, dann müßt ihr die SPD zur stärksten Partei machen - sonst trete ich ab und mache Platz für Rot-Grün!" Bei dieser Ausgangslage werden Meinungsforscher auf der Zielgeraden Prognosen abgerungen. Doch sie halten sich bedeckt und reden sie von einem Kopf-an-Kopf-Rennen. In Wirklichkeit sind sie genau so unwissend wie jedermann. Warum?

Umfrageergebnisse zur Sonntagsfrage werden als "nackte" Prozentzahlen veröffentlicht, gelegentlich sogar mit Nachkommastelle. Die Ungenauigkeit dieser Zahlen wird kaschiert. Den Hintergrundberichten der Meinungsforschungsinstitute kann man jedoch entnehmen, daß die gelieferten Prozentzahlen die Parteistärken nur sehr ungenau wiederzugeben vermögen und daß mit erheblichen Fehlern zu rechnen ist. Aus Kosten- und Zeitgründen wird nur ein winziger Bruchteil aller Wahlberechtigten befragt. Deren Telefonnummern werden ausgelost. Meist werden etwa 1000 Wahlberechtigte telefonisch interviewt - also einer von 500. Da jede Auslosung zu anderen Ergebnissen führt, gibt es für jede Partei nicht nur eine, sondern ein ganzes Band von möglichen Prozentzahlen. Welche Zahl die richtige ist, läßt sich nicht feststellen. Bei einer Wahlbeteiligung von 60% (wie 1999) beträgt die auslosungsbedingte Bandbreite für große Parteien über 10%, für kleine über 5%. Hat man z.B. in einer Umfrage für die CDU 35% ermittelt und für die SPD 40%, die Grünen 12,5 %, die FDP 4,5% und die DVU 3,5%, dann lautet das wahre Umfrageergebnis

Union 30-40%, SPD 35-45%, Grüne 10-15%, FDP 2-7%, DVU 1-6%.

Das gesteht natürlich kein Meinungsforscher ein und niemand würde das veröffentlichen. Aber die Vermarktung von Umfrageresultaten ohne Angabe der Fehlerbandbreite ist so irreführend wie die Reklame einer Landeslotterie, durch den Kauf von Losen werde man Millionär. Man kann mit Umfragen die gestellten Fragen eben nicht beantworten. Meinungsumfragen sind dafür ein viel zu grobschlächtiges Instrumentarium. Mit einer Elle kann man keine Millimeterbruchteile messen. Wissenschaftlich vetretbare Umfrageergenisse für Bremen haben einen ähnlichen Informationsgehalt wie die Prognose "Alt-Bundeskanzler Kohl wiegt zwischen 100 und 200 kg".(W. Blum in 'Die Zeit': Hellsehen wäre billiger!). Als Lachnummer wunderbar, aber als Umfrageergebnis ungenießbar.

Klicken Sie auf das Umfragedatum, um zu erfahren, wie wenig die neuesten Umfrageergebnisse in Wirklichkeit aussagen.

Datum CDU SPD Grüne FDP Sonstige Institut Anzahl der Befragten
25.05.03
29,9
42,3
12,8
4,2
9,3
Wahlergebnis 481728 Wahlberechtigte
16.05.03
36
38
12
5
9
Infratest dimap 1000
9.05.03
36
38
14
5
7
Forschungsgruppe Wahlen 1003
6.05.03
38
37
14
4
7
Forsa 1194
3.05.03
34
42,5
13
4,5
6
Infratest dimap 1000
16.04.03
35
42
13
4
6
Infratest dimap 1000
6.06.1999

37,1

42,6

9,0

2,5

8,8
Wahlergebnis 488875 Wahlberechtigte